Restaurierung eines historischen Lochkartenjacquards im Textilen Gestalten der Unversität Osnabrück
Restaurierung im Werkstatt-Bereich des Textilen Gestaltens
Im Rahmen der Restrukturierung des Werkstattbereichs im Textilen Gestalten erfolgt eine Restaurierung des historischen Lochkarten-Jacquardwebstuhls des Faches. Im Werkstattbereich besteht eine kulturhistorisch gewachsene umfangreiche Geräteausstattung, die für eine textilpädagogische Hochschule in Deutschland herausragend ist. Zur Ausstattung gehören neben dem Lochkartenjacquard mit Kartenschlagmaschine und Didaktikmodell, ein Tastatur-, Muster-, ein Kontermarsch- und ein Hochwebstuhl, Tischwebstühle und eine Vielzahl unterschiedlicher Webrahmen und Geräte wie Spulgeräte und Schärbaum. Zur Erweiterung des Lehrbetriebs in den Bereich der Digitalisierung erfolgt die Anschaffung eines digitalen Handjacquards. Im textilen Bereich bildet sich damit exemplarisch der Spannungsbogen von archaischen textilen Techniken über industrielle Produktionstechniken bis zur digitalen Technologie.
Der historische Lochkarten-Jacquardwebstuhl kam über mehrere Stationen in den Fachbereich Textiles Gestalten an der Universität Osnabrück. Ursprünglich angeschafft in den 60er Jahren vom Textilmuseum Neumünster, kam er über die Gründerin des Europäischen Textilnetzwerks ETN, Beatrijs Sterck, in den 70er Jahren nach Hannover. Von dort holte ihn in den 80er Jahren Almut Bohnsack, ehemals Professorin im Textilen Gestalten, nach Osnabrück. Almut Bohnsack war involviert in die Vorbereitungen zur Technikgeschichte des Deutschen Museums München und anderer Museen. Den Webstuhl erwarb sie zusammen mit einer Kartenschlagmaschine von Anfang des 20. Jahrhunderts, die ebenfalls im Textilmuseum Neumünster stand. Dazu gehört auch das zum Vorbereiten der Kartenläufe erforderliche Schnürbrett. Durch diese textil- und kulturhistorische Einheit ist der technische und gestalterische Arbeitsablauf der Jacquardweberei nachvollziehbar und reproduzierbar.
Der Jacquardwebstuhl war durch unsachgemäßen Gebrauch und Stillstand zu Beginn der Restaurierung nicht einsatzfähig. Für den technischen Support wurde Wolfgang Sternberg, Leiter der Museumsweberei Meldorf gewonnen. Bei der Restaurierung hilfreich war die Sachkunde von Jürgen Menkhaus/Universitäts-Tischlerei. Die Restaurierung der Kartenschlagmaschine erfolgte durch Dipl. Ing. Hans-Heinrich Schwalenberg. Bei unterstützenden Arbeiten am Jacquardkopf war die ehemalige Studentin Vanessa Seifert im Einsatz. Die Gesamtkoordination des Projektes lag bei der Textildesignerin Lucia Schwalenberg.
Durch die Restaurierung steht der Lochkartenjacquard für den Lehrbetrieb wieder zur Verfügung. Erstmals zum Einsatz kam der Webstuhl für die Musterproben zur Textilexkursion nach Sri Lanka. Erste eigene Kartenläufe schlugen in weiteren Kursen die Studierenden Alexander Büsing, Tunc Güney und Lena Köster. Bei der Kettbespannung halfen die Studierenden Amelie Gieschler, Pauline Becker, Canan Barcin.